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V E R B A N D
SG 7/2015
SG 7/2015
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Von Hans Strohmaier
A
uf derMitgliederhauptversamm-
lung des Bundesverbands der
Deutschen Süßwarenindustrie
e. V. in Leipzig ist Stephan Nießner
in seinem Amt als Vorsitzender des
BDSI für zwei weitere Jahre bestätigt
worden. Nießner ist Mitglied der Ge-
schäftsführung der Ferrero Deutsch-
land GmbH, Frankfurt, und leitet dort
die Bereiche Recht sowie Institutional
and Corporate Affairs für zahlreiche
Länder Nord-, Mittel- und Osteuro-
pas. Ebenso wurden die vier Stellver-
tretenden Vorsitzenden des BDSI von
der Mitgliederversammlung wieder-
gewählt: Tobias Bachmüller (Katjes
Fassin GmbH & Co. KG), Sönke Renk
(Bahlsen GmbH & Co. KG), Martin
Ruehs (Eisbär Eis Gebr. Klehn GmbH)
und Roland Stroese (Intersnack
Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG).
Politischer Ansatz des „Nudging”
wird kritisch gesehen
In seiner Ansprache ließ der Vorsit-
zende das vergangene Jahr Revue
passieren und sprach auch heikle poli-
tische Entwicklungen in Bezug auf
Zucker und Süßwaren an. Nießner
dankte allen Mitgliedern für die gute
Zusammenarbeit und freute sich,
sechs neue Mitgliedsunternehmen
Präsidium des BDSI
wird in Leipzig bestätigt
begrüßen zu können, sodass sich
deren Zahl nun auf 220 beläuft. Die
Mitgliederumfrage zu den Erwartun-
gen im laufenden Geschäftsjahr sei
indes deutlich negativer ausgefallen
als noch vor einem Jahr. Einige Unter-
nehmenwürden sogar von einer „Mar-
gen-Erosion” sprechen, so Nießner.
Auch bei den laufenden Entgelt-
Tarifverhandlungen mit der NGG, die
5,7 Prozent mehr fordere, würden
noch zähe Verhandlungen anstehen.
Wesentlich erfreulicher sei der Anteil
an nachhaltigem Kakao, der 2011
noch bei 3 Prozent und 2014 bereits
bei 27 Prozent gelegen habe. Man
dürfe allerdings bei den Anstren-
gungen nicht nachlassen, mahnte
Nießner, um die im Forum Nachhalti-
ger Kakao gesteckten Ziele auch zu
erreichen.
Explizit sprach sich der Vorsitzende
dafür aus, dass staatliche Eingriffe und
Regelungen im Bereich der Lebens-
mittelwirtschaft auf Gesundheits-
schutz und Gefahrenabwehr sowie
den Schutz vor Täuschung beschränkt
bleiben sollten. Die Eigenverant-
wortung und die Souveränität der
Verbraucher dürften nicht generell in
Frage gestellt werden. Den in der
Politik derzeit populären Ansatz des
„Nudging” („Anschubsen”), mit dem
Verbraucher bzw. Wähler zu bestimm-
ten Verhaltensweisen motiviert werden
sollen, sehe man beim BDSI kritisch.
„Der Staat darf und sollte seinen
Bürgern nicht die Entscheidung ab-
nehmen, was gut und was schlecht für
sie ist”, sagte Nießner. „Anstelle von
Bevormundung und Einschränkung
persönlicher Freiheit sollte die Politik
durch bessere Verbraucherbildung
vielmehr Alltagskompetenzen vor
allem junger Menschen stärken.”
Wettbewerbliche Vielfalt ist
der beste Verbraucherschutz
Eine wesentliche Aufgabe auch für
die Lebensmittelwirtschaft bestehe
darin, die Verbraucher aufzuklären, zu
informieren und ihre Kompetenz auf
dem Feld der Ernährung zu stärken.
Dies gelte insbesondere für Kinder
und Jugendliche. Neben den vielen
bereits bestehenden gesetzlichen
Vorgaben sei wettbewerbliche Vielfalt
der beste Verbraucherschutz, denn
die Zufriedenheit der Verbraucher sei
existenzielles Interesse eines jeden
Unternehmens.
Das Stichwort Aufklärung wurde
auch von Gastredner Prof. Dr. Udo
Di Fabio, Professor für Öffentliches
Recht an der Rheinischen Friedrich-
Wilhelms-Universität Bonn, aufgegrif-
fen. Er sprach sich für das Leitbild des
souveränen Käufers aus und betonte,
dass es vollständige Sicherheit durch
den Staat nicht geben könne: „Der
Mensch muss als Subjekt begriffen
werden, das eigenständig handelt,
mit dem vollen Risiko, dass uns nicht
immer all diese Entscheidungen ge-
fallen.” Die selbstgestellte Frage, ob
dann nicht eine „organisierte Unver-
antwortlichkeit” drohe, beantwortete
der ehemalige Richter des Bundes-
verfassungsgerichts mit einem Plädo-
yer für Bildung und gegen staatliche
Regulierung. So sei das Prinzip Nud-
ging laut Di Fabio schon altbekannt,
es handle sich bei dem Wort lediglich
um ein neues Gewand für Maßnah-
men, bei denen Menschen auf eine
von anderen Menschen vorgegebene
Art zum Glück geführt werden sollen.
Wertvolle Auszeichnung
für Dr. Michael Tischler
Dr. Michael Tischler von Mondelez
Europe wurde von der Versammlung
einstimmig zum Ehrenvorsitzenden
des Ausschusses für Lebensmittel-
recht und Lebensmittelkunde im BDSI
(LRLKA) gewählt. Tischler, der im Juni
2015 in den Ruhestand ging, hatte
seit 1999 dem Ausschuss für Lebens-
mittelrecht und Lebensmittelkunde
im BDSI angehört. Dieses Gremium
leitete er seit 2004 als Vorsitzender
und war seither auch Mitglied im
Präsidium des BDSI.
Nach seiner Ausbildung als Diplom-
Lebensmittelchemiker und der Pro-
motion zunächst in der Biotechno-
logie-Forschung trat er 1991 in die
damalige Firma Suchard ein (heute
Mondelez Europe). Tischler hat sich
in vielfältiger Weise um das Wohl der
Hersteller von Süßwaren und Knab-
berartikeln in Deutschland verdient
gemacht. Hierzu zählen insbesondere
die intensive Mitarbeit am europäi-
schen Kakao- und Schokoladenrecht
und sein Engagement im europäi-
schen Süßwarenverband CAOBISCO.
Tradition bei der Mitgliederhaupt-
versammlung hat die Ehrung der
bestenNachwuchskräfte. So zeichnete
der BDSI die beste Studentin und die
drei besten Auszubildenden in der
Süßwarenbranche aus. Studierende
können an der Hochschule Ostwest-
falen-Lippe in Lemgo den Studien-
gang belegen. Die beste Absolventin
für den Jahrgang 2014/2015 des Stu-
diengangs „Lebensmitteltechnologie
mit Schwerpunkt Back- und Süß-
warentechnologie” ist Imke Weishaupt
aus Holzminden, die den diesjähri-
gen BDSI-Förderpreis erhielt.
Die besten Auszubildenden im
Ausbildungsberuf „Fachkraft für Süß-
warentechnik” des Abschlussjahr-
gangs 2014 der Zentralfachschule
der Deutschen Süßwarenwirtschaft
Hervorragend kam bei allen Teilnehmern der Landesgruppenabend im Porsche-Museum Leipzig an. Dr. Michael Heinemann begrüßte die Gäste.
(ZDS), Solingen, sind die drei Frauen
Stefanie Gültzow (Mars GmbH),
Maria-Magdalena Pabst (August
Storck KG) und Denise Buchholz
(Rausch Schokoladen GmbH).
Süßwarenspende an
Behindertensportverein Leipzig
Ebenso ist es Tradition, dass die
Unternehmen der ausrichtenden Lan-
desgruppe eine großzügige Süß-
warenspende leisten. Der Vorsitzende
der Landesgruppe Ost, Dr. Michael
Heinemann, übergab die Spende an
den Behindertensportverein Leipzig
e. V., der 1990 als Nachfolger der
Sektion Versehrtensport in der BSG
Chemie Leipzig gegründet wurde
und als gemeinnütziger Verein die
seit 1945 bestehende Tradition des
Behindertensports in Leipzig fort-
setzt. Die Mitgliederzahl beträgt kon-
stant über 400 Sportler.
•
www.bdsi.deDer alte und neue BDSI-Vorsitzende Stephan Nießner bei seiner Ansprache
in Leipzig, flankiert von den vier wiedergewählten Präsidiumsmitgliedern
Martin Ruehs, Tobias Bachmüller, Roland Stroese und Sönke Renk (v. li.)
BDSI-Vorsitzender Stephan Nießner mit den drei besten Nachwuchskräften:
(v. li.) Maria-Magdalena Pabst, Denise Buchholz und Imke Weishaupt
Dr. Michael Tischler wurde für seine Verdienste
von Stephan Nießner ausgezeichnet